…eine Reise, die ist schön!
Nach längerer Pause war es wieder Zeit die Koffer und Kleiderkartons zu packen und den Weg nach Berlin zur Fashion Week anzutreten.
Meine letzte Kollektion der Märchenhelden bestand ein Jahr lang aus „Reisen“, um die diversen Geschichten photographisch festzuhalten. Mit der neuen Kollektion sollte etwas ganz anderes geschaffen werden und doch ist die Verbindung wieder da. Die „Reisenden“ sind im Gegensatz zu den Märchen – Couturekleidern aus Praktikabilität, Schlichtheit, Eleganz und besonderen Details geboren.
Stoffprints unterschiedlicher Länder sind die Grundlage der Inspiration, sowie zeitlose Eleganz durch Schwarz und Weiß. Als i-Tüpfelchen eine Brautmodenserie.
Bevor sich jedoch eine solch besondere Reise antreten und umsetzen lässt bedarf es an Vorbereitung, Planung und ganz wichtig: Gute Reisebegleitung. Ein Hoch auf meine „Helping Hands“!
Die dreimonatige Kollektionsvorbereitung einmal außen vor gelassen starten wir direkt mit der Fahrt von Hamburg nach Berlin. Zwei Autos samt Anhänger werden voll bepackt mit Leuten und Zeug, ein erstaunlich leeres Atelier bleibt zurück. Erstes Ziel ist das WEYDE3, hier soll das ganze Spektakel stattfinden. Sieht zunächst spannend aus, der Club befindet sich noch im Aufräummodus und in der Spurenbeseitigung der letzten Party. Aber mit der Terrasse direkt an der Spree lässt es sich aushalten.
Das erste Fitting läuft. Die Models werden in vier unterschiedliche Städte-Reisende eingekleidet.
Nächster Stopp das andel’s by Vienna House Berlin. Das ist wie eine Reise nach Hause. Seit nun mehr sechs Jahren meine „Berlinheimat“ und der Ort an dem man sich trotz allem Stress wunderbar wohlfühlen kann.
In schönster Suite-Athmosphäre werden die gefitteten Kleider angepasst und die Reihenfolgen für die spätere Laufprobe vorbereitet, nebenher noch die letzten Nachzügler- Gäste akkreditieren (nun wird es wirklich voll!). Bevor es am Abend wieder Richtung WEYDE3 zum Fitting meiner „special Models“ und dem Rehearsal geht. Der Aufbau der Location bleibt spannend und so denken wir uns den Laufsteg. Kevin Oakes, begnadeter Choreograph und Entertainer inszeniert die perfekt auf „Reisende“ abgestimmte Choreographie. Mit Diego (der aller,-allerbeste Techniker überhaupt!) habe ich bereits im Vorhinein die Gesamtinszenierung durchgetüftelt. Beim Italiener um die Ecke gibt’s noch einen Mitternachtssnack und dann gehen alle brav schlafen… also fast alle. Der tapfere Nico (ein großartiges Styling und Organisationstalent) und die emsige Miri bleiben noch bei mir um auch die letzten Vorbereitungen abzuschließen.
Tag zwei ist da! Henning vom Brautmodengeschäft Laue bringt noch schnell einen Kummerbund vorbei, Schirme, Brautschuhe und Schmuck durfte ich vorher schon abstauben. Im WEYDE3 herrscht emsiges treiben, Backstage wird gebügelt, geschminkt und gestylt. Mein exklusiver „Julia Starp“ Shuttle von WWS-Strube fährt vor und lädt die ersten Models Romy Stangl und Adelma Agic ab, die beiden sind zuvor extra aus München eingeflogen! Nun geht alles schnell und vieles parallel. Am Laufsteg wird noch gebaut, Licht für Backstage organisiert, Seatingkarten für den Einlass von meinem WWS-Strube Personal beschriftet und sortiert. Philips ist mit Presse und Journalisten Backstage zu Gast, zur Präsentation der aktuellsten Dampf- und Bügelwunder, passt ja auch ganz gut, die zu erledigende Arbeit durch Vorführung der Geräte zu demonstrieren. Dani Sander kommt zum fitten und wird gebrieft.
Ein Model kommt nicht ran, also wird noch fix ein neues gecastet und eingeteilt. Das Brautkleid meines liebsten androgynen Models, Markus Kenzie hat sich kurz vor der Show zu eng mit der ölig-schmierigen Kleiderstange angefreundet, Miri und Roswitha wischen im Eiltempo die Spuren weg. Mein anderes nicht-androgynes Model Nils Bauer, wird von den Make-up Artist aber genau dafür gehalten und blickt mich entsetzt aus wunderschön geschminkten Augen und mit Lipgloss an „Ist das Dein Ernst?“ – „Äh ne, Du darfst Mann bleiben!“ Wolfgang Bahro, kurzfristig noch zugesagt (große Freude!) ruft an, „Sag mal wo ist denn das genau, ich steh hier beim Funkhaus!?“ – Arg, allen hatte ich die neue Location mitgeteilt, bei Wolfgang hab ich gepennt. „Ist nicht weit, wir warten auf Dich!“ Mein WWS-Shuttle steckt im Stau „Frau Starp wir kommen erst um 18:15 Uhr an…“ mit der Moderatorin Mara Bergmann an Bord. „Gar kein Problem Herr Pletl, wir warten :)“ – an diesen Beispielen sieht man, dass eine Verzögerung, welche durch noch nicht aufgebaute Sitzgelegenheiten hervorgerufen wurde, auch ihre Vorteile haben kann. Martin, Arne, Johannes und Nikolas helfen im Eiltempo mit, damit alles am rechten Platz ist. 40 Minuten nach 18:00 ist es dann endlich soweit. Die letzten Seatingblätter verteilt, die Kataloge ausgelegt, die Pforten öffnen sich und die geduldigen Gäste dürfen ihre Plätze einnehmen.
Die Show läuft! Sie läuft tatsächlich, die vielen Stunden, Wochen und Monate der intensiven Vorbereitung: In 20 Minuten ist alles vorbei. Stolz überreicht Uli mir das Polaroidfoto, was sie als Teil ihres coolen Catwalk-Auftritts von der Presse gemacht hat. Es ist verschwommen, schwarz und weiß – passt zumindest farblich zur Kollektion. Pati und Daniel Körber präsentieren ihre Outfits auf dem VIP-Sektempfang, wo wir gemeinsam u.a. mit Sarah Tkotsch auf die gelungene Show im strahlenden Sonnenschein, anstoßen. Zumindest gehe ich davon aus, das sie gelungen ist, gesehen habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon.
So langsam kommt es auch im Kopf an, es ist vollbracht. Dieser immer wieder kehrende Wahnsinn. Danke kann ich wohl nicht oft genug sagen! Neben meinen Helping Hands, den special Models ist vor allem Susanne Kreuschmer ein dickes Danke geschuldet! Nicht nur das großartige Lookbook hat sie gestaltet, sie hat uns auch zwei Tage lang auf Schritt und Tritt begleitet und alles für die Reisedokumentation mit ihrer Kamera festgehalten.
Ein Filmchen zur Fashion Week im Schnelldurchlauf und viele wunderbare Erinnerungsfotos! Die nächste Reise kommt bestimmt, mal sehen wo sie hinführen wird!